POST OIL CITY & URBANE LANDWIRTSCHAFT

Post Oil City: Die Ausstellung widmet sich städtebaulichen Lösungen und Utopien für eine Zeit, in der fossile Brennstoffe keine Rolle mehr spielen können. Eine Ausstellung des M:AI, kuratiert von der Zeitschrift Arch+

Fotos der Eröffnung: Claudia Dreysse; Bilder & Fotos Entwurf und Ausstellungsaufbau: Ateliers Stark

Ausstellungsarchitektur

Ab dem 7. Mai 2011 zeigt das M:AI in der ehemaligen Zeche Anna II in Alsdorf die Ausstellung Post Oil City mit dem Ergänzungsteil zum Thema "Urbane Landwirtschaft". www.mai-nrw.de
Die 2000qm große Halle - die ehemalige Kraftzentrale - wird mir einer Landschaft aus Containern und Gärten gestaltet. Dazwischen schlängelt sich ein 30m langer Tisch aus EUR-Paletten. All diese Elemente greifen thematisch die Ausstellungsinhalte - Stadt und Landschaft - auf.

Das Design der Ausstellung stammt von Ateliers Stark und kitev, Berlin/Oberhausen. Während der Laufzeit der Ausstellung plant kitev einen Workshop mit den Prinzessinengärten aus Berlin und der Stiftungsgemeinschaft Anstiftung & Ertomis. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

Die Positionierung der Nutzpflanzen in der Halle richtet sich nach der Sonneneinstrahlung, die für den Prozess der Photosynthese unentbehrlich ist. Eine Analyse der photosynthetisch aktiven Sonneneinstrahlung in der Halle wurde mit hilfe aktueller Software durchgeführt und bezieht situationsspezifische Parameter wie Verortung (Geodaten), Gebäudegeometrie und Zeitraum der Ausstellung mit ein.

Die hierbei entstehende Figur fährt nicht bloß den Tagesverlauf der Sonne nach, sondern erhält ihre spezifische Form aufgrund der variierenden Intensität der Einstrahlung im Verlaufe des Tages. Dabei ist der Einfluss des Oberlichtes besonders groß, da durch dieses die energiereiche Mittagssonne auf die Bodenfläche der Halle fällt, während der Ertrag durch die seitlichen Fenster relativ gering ist.

Im Kontext der Ausstellung ist dieser Ansatz auch ein Verweis auf die Potenziale bestehender Gebäude, die durch moderne Analysemethoden einem klimafreundlichen Nutzen zugeführt werden könnten. Während die Seecontainer und Euro-Paletten der globalen Warenwirtschaft entstammen, steht die Auswahl der Pflanzen und die Ausrichtung der Beete für eine lokale Herangehensweise, bei der Umgebungsparameter – in diesem Falle der Lichteinfall – effektiv zur Gestaltung eingesetzt werden.

Ausstellungskapitel

Die Ausstellung Post Oil City
Post Oil City widmet sich städtebaulichen Lösungen und Utopien vor dem Hintergrund des absehbaren Endes fossiler Brennstoffe und des Klimawandels. Die Ausstellung präsentiert Projekte, die nach Kriterien wie Nachhaltigkeit (Energie und Bauen) und Mobilität (Energie und Verkehr) ausgewählt wurden. Sie zeigt neben dem Rückblick innovativer Lösungen aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts derzeitige international herausragende Versuchsstädte wie Masdar City (Abu Dhabi) und Xeritown (Dubai) das NEST-Städtebauprojekt in Äthiopien sowie die Überlegungen zum Tempelhoferfeld in Berlin. www.ifa.de

Ergänzungsteil Urbane Landwirtschaft

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ick in die Geschichte

Seit jeher entwickelten sich Siedlungen und Städte nur dort, wo Ackerbau möglich war. Selbst in der mittelalterlichen Stadt wurden Lebensmittel direkt vor den Stadtmauern produziert – die Wege waren kurz, die Reststoffe der Stadt wurden als Dünger genutzt. Weit ins 19. Jahrhundert hinein beschäftigten sich Fachleute mit diesem engen Bezug von Agglomerationen und Landwirtschaft theoretisch und praktisch. Als Ende des 19. Jahrhundert die Städte explosionsartig wuchsen, entwickelte Ebenezar Howard das Siedlungsbild einer Gartenstadt, die ebenfalls von landwirtschaftlichen Gürteln umschlossen war. Mit fortschreitender Industrialisierung drifteten Siedlungs- und Anbauflächen immer weiter auseinander – nicht ohne Gegenbewegungen mitten in den Städten: Armengärten, Schrebergärten, beispielhafte Gartenstädte wie die Römerstadt Frankfurt, Gärten in zerbombten Städten.

Renaissance urbaner Agrikultur

Zahlreiche Utopien aber auch reale Projekte beschäftigen sich seit einigen Jahren innovativ mit der Produktion von Lebensmitteln in der Stadt. Die Ansätze sind vielfältig:
Vielen ist noch der niederländische Pavillon zur Expo 2000 in Hannover in Erinnerung: Die Nutzflächen waren in einem offenen Gebäude „gestapelt“. Aus dem Jahr 2009 stammt der Entwurf der „Dragonfly - Metabolic Farm for Urban Agriculture” von dem belgischen Architekt Vincent Callebaut – eine urbane Farm, die komplett autonom mit Kreislaufsystemen arbeitet.
Ganz real sind die Prinzessinnengärten in Berlin auf einer innerstädtischen Brachfläche. Obst und Gemüse werden hier angebaut und verkauft. Oder: An der Universität Shenyang, Peking, ist der Campus in eine Reisplantage verwandelt worden.

„Urbane Landwirtschaft“ aus der Region

Die Ausstellung in Alsdorf präsentiert zudem Projekte aus der Umgebung: Zum Beispiel Agrohort: Auf dem zwischen Meckenheim und Rheinbach gelegenen Campus Klein-Altendorf entsteht im Rahmen der Regionale 2010 in den kommenden Jahren ein „Science-to-business-Center“ - wissenschaftliche Ergebnisse sollen so schneller in eine praktische Anwendung überführt werden. Gleichzeitig entsteht eine für die interessierte Öffentlichkeit zugängliche Forschungs- und Produktionslandschaft für Landwirtschaft und Gartenbau. Oder: Das Projekt :terra nova, das die Umstrukturierung der rheinischen Tagebauregion begleitet, u.a. mit der Umgestaltung der Fernbandtrasse zu einem Biosphärenband oder der Entwicklung eines interkommunalen Kompetenzareals. Weitere Projekte: Grüngürtel Pulheim, Grünes C Bonn, Belvedere-Park Köln (alle: www.regionale2010.de) und der Pferdeland-Park-Aachen.

Öffnungszeiten:

7. Mai bis 19. Juni 2011
Kraftzentrale/ Energeticon in Alsdorf, Carl-von-Ossietzky-Str.2
do - so 14 bis 19 Uhr
Eintritt frei

>>> Anfahrt

Vimeo-Videos erlauben

Ausstellungsarchitektur:
Christoph Stark, Agnieszka Wnuczak, Ateliers Stark, kitev - Kultur im Turm e.V.
Grafik:
Pieterjan Grandry, Agnieszka Wnuczak, Ateliers Stark, Rostislav Silvestrov, Silvertree, kitev – Kultur im Turm e.V.
Lichtplanung:
Samuel Kress, Artronis: Visual, kitev – Kultur im Turm e.V., Ferdinand Hansen; Ateliers Stark, kitev – Kultur im Turm e.V.
Realisation und Aufbau:
Anna Eppstein, Pieterjan Grandry, Ferdinand Hansen, Mara Kanthak, Valentina Karga, Samuel Kress, Horst Mäder, Thomas Pearce, Rostislav Silvestrov, Christoph Stark, Agnieszka Wnuczak, Ateliers Stark, kitev - Kultur im Turm e.V.
Gebäudespezifische Sonnenberechnung:
Mara Kanthak, Clemens Klein, Thomas Pearce, TU Berlin, kitev - Kultur im Turm e.V.
Unterstützung Aufbau:
Christoph Kremerskothen, Robert Schütz, Andreas Paskal, Michael Rösch, Son Vu Xuan, Lutz Kemper, M:AI
Kommunikation:
Anette Kolkau, M:AI
Verwaltung:
Eva Meier Weinhardt, M:AI
Konzept:
Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Peter Köddermann, M:AI
Konzept und Texte „Urbane Landwirtschaft“: Prof. Dr. Frank Lohrberg, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen. Mitarbeit: Axel Timpe, Landschaftsarchitekt Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Peter Köddermann, M:AI.